Das Westfälische Museumsamt über das Traktorenmuseum Westerkappeln

Die positive Bewertung der Sammlung des Traktorenmuseums Westerkappeln ist vom Westfälischen Museumsamt niemals in Zweifel gezogen worden. Deshalb setzten schon sofort nach der Eröffnung 1984 Überlegungen ein, die auf eine Erweiterung abzielten, um einerseits noch weiterhin im Freien befindliche Maschinen zu sichern, um andererseits aber auch ein tragfähiges museales Konzept umsetzen zu können.

Das Thema der Sammlung, die in diesem Umfang sicher einzig in Norddeutschland ist, beschäftigt sich mit der Entwicklung der Kraft- und Antriebsmaschinen in der Landtechnik. Die drei wichtigsten Schritte in dieser Entwicklung waren zunächst die Dampflokomobile, dann der Stationärmotor und zuletzt der Traktor oder Ackerschlepper, sicherlich der breitgefächerteste Exponatenbestand des Museums.

Der Rundgang beginnt in der neu errichteten Scheune, in die zusätzlich eine Galerie eingebaut wurde, um mehr Raum zur Darstellung des Themas zu gewinnen. Hier werden die Entwicklung der Antriebs- und Zugmaschinen sowie ihre Einsatzmöglichkeiten in der Landwirtschaft gezeigt, etwa die Dampflokomobile als Antrieb für den Moorpflug, die Stationärmotoren und einige Traktoren als Antriebs- bzw. als Zugmaschine für landwirtschaftliche Geräte wie den Pflug, den Kartoffelroder, den Traktor mit Transmission für den Dreschkasten, die Holzhackmaschine, usw.

In der alten Scheune liegt der Schwerpunkt auf der Darstellung des technischen Fortschritts im Schlepperbau mit Beispielen unterschiedlicher Fabrikate - Lanz, Deutz, Hanomag, u. a. - aus den Jahren 1922 bis 1955. Ausreichendes Text- und Fotomaterial soll hier besondere technische Merkmale aufzeigen, die für den unkundigen Besucher ansonsten nicht erkennbar wären. Die Ausstellungstexte informieren über Verbreitung und Wirkungsgrad der jeweiligen Maschinen sowie über die wirtschaftlichen und auch sozialen Rahmenbedingungen, die für die Durchsetzung des Schleppers maßgeblich waren. Ein umfangreiches Eingehen auf die Wirtschafts- und Sozialgeschichte - ansonsten ein unverzichtbares Aufgabenfeld musealer Präsentation - mußte ausgeklammert werden, da die Bedeutung der Sammlung eindeutig im Bereich der Technikgeschichte liegt.

Dennoch unterscheidet sich das Traktorenmuseum Westerkappeln eindeutig und wohltuend von sogenannten Oldtimer-Museen, deren vorrangiges Anliegen darin besteht, Technik-, Motor- und Autofanatikern reizvolle Exponate, auf Hochglanz poliert, vorzuführen. Es geht hier nicht um die Technikverherrlichung, sondern um die Präsentation landwirtschaftlicher Hilfsmittel, die das von harter Handarbeit geprägte Leben des Bauern erleichtert haben, es geht nicht um nostalgische Rückbesinnung, sondern um die Vermittlung von Entwicklungsstufen, um die objektive Dokumentation technikunterstützter Landwirtschaft.

Die Exponate können durchaus noch nicht alle in einem hervorragenden Zustand präsentiert werden. Sehr viel an restauratorischer Arbeit ist noch erforderlich, sie wird nur nach und nach durchgeführt werden können. In einer sorgfältigen Restaurierung des Bestandes liegt aber zugleich auch die Chance, daß den originalen Exponaten ihre authentische Substanz erhalten bleibt, daß nicht dem dekorativen Reiz des schönen Erscheinungsbildes der Vorrang eingeräumt wird, der sogenannten Renovierung, wie man sie leider in den Oldtimer-Museen antrifft. Solch ein Umgang mit Geschichtszeugen der Technik ist verwerflich, aber immer noch Usus, sogar in renommierten Museen.

Dem Traktorenmuseum Westerkappeln und seinem Träger sei viel Erfolg und eine weitere gedeihliche Entwicklung gewünscht; es wird sicherlich dazu beitragen, daß die technikgeschichtliche Vergangenheit der Landwirtschaft in unser aller Gedächtnis verbleibt.

Dr. Helmut Knierim, Leiter des Westfälischen Museumsamtes

 

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